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140111 RAT Das Baumsterben schreitet weiter voran

 

140111 ME Das Baumsterben schreitet weiter voran

 

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Ratingen. Der Waldzustandsbericht des Umweltministeriums gibt keine Entwarnung. In der Region sind die Böden als Folge der Industrialisierung übersäuert. Parasiten und Pilze machen den Pflanzen zu schaffen. Experten schlagen Alarm.
Von Stefan Mülders
Den Wäldern geht es ganz und gar nicht gut. In der Region sind die Probleme der Bäume auf die Spätfolgen der Industrialisierung zurückzuführen. "Wir haben hier sehr saure Böden", so Eberhard Piest von der Graf Spee'schen Forstverwaltung. "Der PH-Wert liegt in der Region zwischen 3,3 und 3,9." Normalerweise hätten Waldböden einen Wert zwischen vier und fünf. Anstelle der wichtigen Nährstoffe finden sich ungewöhnlich große Mengen Schwermetalle, die den Bäumen zusetzen.

"In sauren Böden sind die Bedingungen für Kleinstlebewesen schlecht. Die verarbeiten normalerweise Laub und Gehölz zu Humus und damit zu nährstoffreicher Erde." Dass dies in den Spee'schen Wäldern in der Region Ratingen-Düsseldorf-Duisburg-Mülheim nicht der Fall ist, erkennt man auch an den zentimeterdicken Laubschichten, die im Herbst und Winter die Böden bedecken. Doch neben dem wenig fruchtbaren Boden setzen den geschwächten Pflanzen dann noch einige Parasiten und Pilze zu. Raupen fressen im Sommer beispielsweise die Eichen leer und sind so mit verantwortlich für den starken Baumschwund – auch wenn der Waldzustandsbericht ihnen als einziger Baumart einen "relativ verbesserten Kronenzustand" ausweist.
Ein Phänomen ist die Ausprägung des Eschensterbens. "Insbesondere Triebe junger Eschen sind von einem asiatischen Pilz betroffen, der sich von Osten her über ganz Europa ausbreitet", sagt Eberhard Piest. "Wir gehen im Moment davon aus, dass ähnlich wie beim Ulmensterben vor einigen Jahrzehnten nur ein kleiner Teil der Bäume überleben wird." Da sich der Pilz über die Luft verbreitet, wird er auch nicht oder nur sehr schwer aufzuhalten sein.
Maßnahmen lassen sich gegen den übersäuerten Boden ergreifen. Zwar sind auch diese mit einem relativ großen Aufwand verbunden, aber Piest kündigt für 2015 eine "Kompensationskalkung" an. "Das Antragsverfahren dazu ist relativ langwierig", so der Waldexperte. Dabei wird im Frühjahr oder Herbst aus der Luft heraus Kalk auf die Wälder gestreut, der den Prozess der Versauerung des Bodens stoppen oder leicht umkehren soll. Nach einer kurzen Erholungsphase habe sich zum Beispiel der Kronenzustand der Fichte wieder verschlechtert. Mit ihren flachen Wurzeln hatte sie unter der Sommerhitze des Vorjahres und den damit verbundenen trockenen oberen Bodenschichten gelitten. Bei der Kiefer sei der Nadelverlust besonders hoch gewesen, obwohl es ihr noch vergleichsweise gut gehe. Eiche und Buche hätten sich ein wenig stabilisiert, aber immer noch wiesen 50 Prozent der Eichen deutliche Schäden auf, der durchschnittliche Blattverlust der Buche liege immer noch auf hohem Niveau.
Bereits Ende 2013 hatte das Umweltministerium des Landes NRW den Waldzustandsbericht 2013 – eine Erhebung aus den Sommermonaten des Jahres – bekanntgegeben. Umweltminister Johannes Remmel konnte darin keine Entwarnung geben. "Die Werte sind besorgniserregend. Wir haben heute fast dreimal so viele Bäume mit starken Schäden wie zu Beginn der Aufzeichnungen vor etwa 30 Jahren."



Autor: Muelders -- 02.11.2018; 21:02:09 Uhr

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