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Die Firma Rollon wurde als eines der 100 innovativsten Unternehmen Deutschlands ausgezeichnet, einem der bedeutendsten Awards für den Mittelstand. Gewürdigt werden damit vor allem die Prozesse zur Produktentwicklung.

Von Stefan Mülders
RATINGEN Wenn bei Rollon in Ratingen neue Lösungen gefunden werden, dann geschieht dies oft im direkten Kundenauftrag. Rund 35 Prozent des Umsatzes erzielt das Unternehmen inzwischen über individuelle Produkte, die für Problemstellungen bei Kunden entwickelt werden. Dafür hat Rollon jetzt das Gütesiegel „Top 100“ der innovativsten mittelständischen Unternehmen Deutschlands erhalten. „Wir sind einer von 15 ausgezeichneten Maschinenbauern in Deutschland“, sagt Geschäftsführer Rüdiger Knevels. Für die Vergabe des Gütesiegels zählte nicht das interessanteste Patent, sondern der mit den Innovationen erzielte Umsatz. „Es geht um die Frage, ob das entwickelte Produkt überhaupt am Markt benötigt wird.“
Die Führungsschienen-Systeme von Rollon werden es. Nicht für die Küchenschublade produzieren die Ratinger, sondern für deutlich höhere Ansprüche: Lagersysteme, Medizintechnik, Sonderfahrzeuge und Schienenverkehr. Bei Bahnen beispielsweise sind besonders hohe Sicherheitsanforderungen zu erfüllen. Zum einen müssen die Systeme für Türöffnungen langlebig sein, zum anderen dürfen sich bei extremen Bedingungen, etwa dem Luftdruck, wenn zwei Züge aneinander vorbeirasen, nicht nachgeben. Weil Warensysteme immer kleinteiliger werden, liegt auch hier ein hoher Innovationsanspruch in den Produkten. „Es ist nicht immer die günstigste Variante, Serienprodukte aus den Katalogen zu suchen und daraus ein halbwegs gutes System zu bauen“, weiß Vertriebsleiter Jörg Lillpopp. „Darum haben unsere Außendienstler ein gutes Gespür dafür, ob für bestimmte Ansprüche nicht doch die Entwicklung einer individuellen Lösung von Vorteil ist.“ Den Prozess haben die Mitarbeiter bei Rollon standardisiert. Kommt die Anfrage eines Kunden beim Unternehmen an, werden in der technischen Abteilung zunächst mögliche Lösungen erarbeitet. Manchmal genügt es, Serienprodukte nur geringfügig zu modifizieren, um dem Kundenproblem gerecht zu werden. Es gibt aber auch Fälle, die zu einem größeren Projekt führen. „Dann setzen wir einen eigenen Techniker als Projektleiter ein, der den Kunden zusammen mit dem Außendienstler weiter betreut“, sagt Lillpopp. Und je nach Schwierigkeit können solche Projekte bis hin zur Produktion von Prototypen oder sogar der Installation eigener Teststrecken führen.
Auf diese Weise entstehen zum Beispiel immer wieder neue Zahnarztstühle, OP- oder Röntgentische. Der Maschinenbau folgt hier den Vorgaben für Design und Funktionalität, zudem sollen die System leise laufen und müssen auch bei hohen Belastungen wie durch schwergewichtige Patienten zuverlässig funktionieren. In einem anderen Fall nutzten die Lineartechnik-Spezialisten ihre Erfahrung aus Fahrzeugumbauten für Feuerwehr, Krankentransport und behindertengerechte Ausstattung: Ein Sportschuhhersteller hatte für ein neues Marketingkonzept mehrere Kleintransporter zum Umbau beauftragt. Aus der Ladefläche sollte eine komplette Verkaufswand aus- und wieder einfahrbar montiert werden, ohne großen Aufwand für den Fahrer. Erst bei der Entwicklung des Prototypen wurde der ausführenden Firma klar, dass die herkömmlichen Schienen für ein derart weit ausladendes freischwebendes Gewicht nicht ausreichen. Innerhalb von vier Wochen gelang es gemeinsam mit den Rollon-Ingenieuren, den entscheidenden Punkt für die Umsetzbarkeit zu finden und zu produzieren. Heute werden rund 100 dieser Fahrzeuge für den Verkauf eingesetzt. „Und bis heute gibt es keine Meldungen über Mängel“, sagt Jörg Lillpopp.

Lineartechnik-Spezialist
Die Rollon GmbH ist Spezialist für Lineartechnik mit gehobenen Ansprüchen. Von den rund 70 Mitarbeitern arbeitet ein gutes Dutzend im Außendienst, direkt beim Kunden. Seit 2006 konzentriert sich Rollon auf Sonderlösungen und schwimmt damit gegen den Strom der kostengünstigen Massenfertigung. Neben kundenspezifischen Neuentwicklungen beschäftigt sich die technische Abteilung auch mit Konzeptstudien, die auf keinem direkten Auftrag basieren.



Autor: Muelders -- 07.11.2012; 11:24:45 Uhr

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