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130312 Kiekert setzt auf Investitionen

 

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VON STEFAN MÜLDERS
Heiligenhaus. Der Heiligenhauser Automobilzulieferer kündigte in der vergangenen Woche an, eine Produktion in Russland zu eröffnen. Sie ist Teil einer Reihe von Zukunftsinvestitionen aus den vergangenen Jahren.
Schon Ende dieses Jahres sollen die ersten Kiekert-Produkte "Made in Russia" vom Band laufen. So hat es der Heiligenhauser Automobilzulieferer in der vergangenen Woche angekündigt. In der Teilrepublik Tatarstan wird zurzeit ein Produktionswerk aufgebaut, das in Zukunft den wachsenden russischen Automobilmarkt versorgen soll.
Der Schritt nach Osteuropa ist die konsequente Weiterführung der strategischen Investitionen, die Weltmarktführer für Schließsysteme im Automobil in den vergangenen fünf Jahren getätigt hat. "Wir haben unsere Produkte grundlegend erneuert", sagt Vorstandsvorsitzender Karl Krause, der seit 2007 das Ruder in der Hand hält. "Viele Produkte von zum Beispiel Ford oder Mercedes und ein Großteil bei Volkswagen sind nicht älter als vier Jahre."
Wenn bei Kiekert von modernster Schließtechnik gesprochen wird, dann geht es dabei aber nicht um die Art der Signalgebung. "Ob da in klassischer Weise ein Schlüssel ins Schloss gesteckt wird, das Öffnen über ein Infrarotsignal oder irgendwann über Smartphones erfolgt ist für uns nicht relevant. Uns beschäftigt der mechanische Teil." Und für den wachsen zunehmend die Ansprüche. Nicht nur, dass die Technik möglichst geräuschlos und "sanft" sein muss: Sie muss darüber hinaus lebenslang wartungsfrei bleiben, allen Wetterbedingungen standhalten und immer kleiner und leichter werden.
"Unsere Produkte wiegen inzwischen jeweils rund ein Viertel weniger als noch vor fünf Jahren. Es geht dabei immer darum, das Endprodukt energieeffizienter zu machen, am Verbrauch zu sparen." Bei äußeren Beschädigungen müssen die Türschlösser dann sogar noch kleine Wunder vollbringen.
"Sollte es zu einem Unfall kommen, muss die Türe zwar geschlossen bleiben, aber jederzeit danach wieder leicht zu öffnen sein." Karl Krause hat schon Fahrzeuge gesehen, die komplett zerrissen waren - das Türschloss aber war in seiner Substanz unbeschädigt. Die vielzähligen unterschiedlichen Einflüsse, die auf ein Seitentürschloss einwirken können, werden nicht etwa zufällig abgewartet, sondern akribisch ausgearbeitet und die Schließsysteme in umfangreichen Tests auf Herzen und Nieren dahingehend geprüft. Das geschieht überwiegend in der Zentrale in Heiligenhaus, wo massiv in Produktionstechnik sowie die Test- und Versuchslabore investiert wurde. Hier ist Kiekert in der Lage, alle möglichen Gegebenheiten zu simulieren und die Auswirkungen auf die Schlösser zu erforschen. "Wir können hier Wüstensand genauso berücksichtigen wie unterschiedliche Staubarten aus China oder Nordamerika", erklärt Sven van Zoest, der Leiter der Unternehmenskommunikation. Natürlich können auch verschiedene Temperaturbedingungen berücksichtigt werden. "Außerdem sind wir in der Lage, noch vor der Erstellung der Prototypen zu messen, welche Geräusche ein System beim Schließen verursachen wird."
Sämtliche Bemühungen der vergangenen fast sechs Jahre beruhen dabei auf einer kostenbewussten Unternehmensphilosophie. Krause und van Zoest sind stolz darauf, dass sich in der Mitarbeiterschaft dieses Bewusstsein "ohne Druck", wie beide sagen, durchgesetzt hat. Dem Prinzip der "best cost country" folgt der Aufbau von Produktionsstandorten außerhalb Deutschlands.
"Wir brauchen, um konkurrenzfähig zu bleiben, eine Kombination aus günstiger Produktion, Logistik und Kundennähe", sagt Krause. Das schließe nicht aus, dass einzelne Produkte auch mal von Nordamerika nach Europa oder umgekehrt transportiert werden, aber das Ziel in der Region für die Region zu produzieren stehe obenan. So soll es in Russland sein und so ist es seit 2008 in China.
"Wir waren da einfach zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort." Einkauf, Entwicklung, Vertrieb und Produktion wurden dort aufgebaut und sorgen inzwischen für 80 Millionen Euro Jahresumsatz allein in China – Zahlen, die sich sehen lassen können.

Unternehmen
Heiligenhaus ist das "Denkerzentrum"
Der Kiekert-Standort in Heiligenhaus ist das "Denkerzentrum" des Konzerns. Hier arbeiten mehr als die Hälfte der Mitarbeiter in Technologie, Vertrieb und Zentralverwaltung. Die Produktion ist voll ausgelastet, Fachkräftemangel merke man nicht bei den Facharbeitern, sondern eher in sehr spezialisierten Bereichen.
Im vergangenen Jahr wurde Kiekert von der chinesischen LingYun-Gruppe übernommen. Der chinesische Konzern mit seinem Hauptsitz in Zhuozhou nahe Peking hatte bis dahin keinen Spezialisten für Schließsysteme in seiner Gruppe. Für Kiekert wurde damit der chinesische Markt geöffnet.



Autor: Muelders -- 06.01.2014; 23:02:13 Uhr

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