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151204 Der Jugendrat ist ein guter Einstieg

 

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Ianos Tzouvaras und Yassin El Allaoui bringen sich gesellschaftlich und politisch in das Stadtleben ein.

HEILIGENHAUS Weder im Namen noch im Aussehen können Ianos Tzouvaras (19) und Yassin El Allaoui (16) ihren Migrationshintergrund verstecken – beide sind aber in Deutschland geboren. Sie haben sich bereits als Schülersprecher aktiv gezeigt und übernehmen auch sonst Verantwortung in Politik und Gesellschaft, soweit es ihnen als Jugendlichen möglich ist.

Ianos, du warst Schülersprecher an der Realschule, Yassin du bist sein direkter Nachfolger und noch bis Schuljahresende aktiv. Was hat euch bewegt, dieses Amt auszufüllen?
El Allaoui Ich bin in der achten Klasse als Klassensprecher Mitglied der Schülervertretung geworden und war da schon einer der Kandidaten für den Schülersprecher, was ich ein Jahr später recht klar geworden bin. Ich war zu der Zeit schon sozial engagiert, habe mit meinem Vater ab und zu Asylbewerber besucht. Die hatte er bereits unterstützt, als die Flüchtlingsthematik noch nicht so dramatisch war wie heute.
Tzouvaras Für mich war der Einwurf eines Mitschülers „Du schaffst das doch eh nicht“ besonderer Ansporn, als ich mich auf die Liste für einen möglichen Schülersprecher schreiben wollte. Vorher hatte ich mich bereits in Schul-AG´s engagiert. Mein Klassenlehrer hat mich dann auf die Wahlen vorbereitet, eine Einführung in Rhetorik gegeben, damit ich mich gut präsentiere. Danach war ich dann stolz darauf, die Schule vertreten zu dürfen. Ich bin in die Aufgabe hineingewachsen, was mich weiter motiviert hat.

Schülersprecher zu sein war für euch beide auch ein Einstieg in politische Aktivitäten – Stichwort Jugendrat. Wie bringt ihr euch da ein?
El Allaoui Auch hier war Ianos eine Art Vorgänger für mich. Ich hatte über die Schule davon gehört und mich dann bei Ianos näher informiert, wie das mit dem Arbeitskreis läuft. So haben wir dann mehr oder weniger gemeinsam die Neugründung vorbereitet. Ich wurde später tatsächlich in den ersten Jugendrat gewählt. Wir kümmern uns um kleinere Projekte für Jugendliche und vertreten die politischen Interessen der Jugendlichen in der Stadt – wie zum Beispiel den Bau eines Grillplatzes an der Skateranlage.
Tzouvaras Ich wollte es etwas für die Jugendlichen in der Stadt bewegen und bin so zum Arbeitskreis Jugendrat hinzu gestoßen. Sicher war die Rolle als Schülersprecher dafür eine relativ niedrige Einstiegshürde. Leider ist der AK selbst geschrumpft und ich habe dann ein knappes Jahr lang alleine mit Almuth Schildmann-Brack vom Jugendamt am Konzept gearbeitet, später hat uns auch Thomas Langmesser als Leiter des Jugendamtes unterstützt. Die Gründung habe ich dann noch begleitet, bei den ersten Wahlen war ich bereits zu alt.

Welche Bedeutung hat die Realschule als UNESCO-Projektschule für euch und euer Engagement gehabt?
El Allaoui Die Wurzeln meiner Familie liegen in Marokko, wo Menschenrechte lange Zeit überhaupt keine Rolle spielten. Viele Schüler wissen so etwas nicht und auch nicht, was überhaupt in anderen Ländern passiert. Für mich persönlich war und ist es sehr wichtig, sich mit derartigen weltweiten Themen auseinanderzusetzen und so auch das Zusammenleben der Kulturen hier in Deutschland zu verbessern. Da gehören dann auch Inklusion und Integration dazu – zwei Bereiche, die an der Realschule inzwischen selbstverständlich von allen Schülern angenommen werden. Im Zusammenleben zeigt sich, dass das nicht nur Worthülsen sind. Vor diesem Hintergrund konnte ich beispielsweise auch für die Integrationshelfer relativ schnell Mitstreiter finden, die über Freundschaften und ehemalige Realschüler auch bald Zulauf von den anderen Schulen der Stadt bekamen.
Tzouvaras In einer gewissen Art und Weise haben die verschiedenen UNESCO-Projekte natürlich schon zu einem besonderen Wertebewusstsein geführt. Die Intensität der Bearbeitung der sozialen Themen ist schon etwas Besonderes, das bestimmt den Lebensweg eines jeden Schülers langfristig prägen kann. Zumindest war das bei mir so. Es ist schade, dass die UNESCO-Arbeit der Realschule noch immer viel zu wenig wahrgenommen und anerkannt.

Wie sieht eure persönliche Zukunft aus?
El Allaoui Ich werde zunächst mal die Realschule mit Quali abschließen und möchte dann gerne an der Gesamtschule mein Abitur machen. Danach kann ich mir ein Freiwilliges Soziales Jahr, gerne auch im Ausland vorstellen – auch, um mich in dieser Zeit über meine beruflichen Ziele klarer zu werden. Sehr gerne werde mich weiter im Rahmen meiner Möglichkeiten in der Politik und für Flüchtlinge engagieren und möchte auch andere Jugendliche dafür gewinnen und motivieren.
Tzouvaras Ich werde im kommenden Jahr mein Fachabi machen und plane danach ein duales Studium der Wirtschaftspsychologie. Politisch möchte ich meinen begonnenen Weg in der Jungen Union fortsetzen und mit in der CDU kommunalpolitisch engagieren und mit anderen Nachwuchspolitikern frischen Wind in die Partei bringen.

STEFAN MÜLDERS FÜHRTE DAS GESPRÄCH.



Autor: Muelders -- 04.11.2018; 11:54:02 Uhr

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