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Der Arbeitskreis Gründung und Innovation bietet kostenfreie Sprechstunden für Gründungswillige an.
VON STEFAN MÜLDERS
RATINGEN Wenn aus einer Idee heraus eine Existenz gegründet werden soll, dann gibt es viele Fallstricke, über der oder die Gründungswillige stolpern kann. Diese zu vermeiden, dafür gibt es zum einen die Existenzgründerberatung, zum anderen aber auch Einrichtungen wie der ehrenamtliche „Arbeitskreis Gründung und Innovation“ in Ratingen. „Wir bieten keine klassische Beratung an, geben aber in unseren Sprechstunden gerne allgemeine und spezielle Informationen. Außerdem begleiten und unterstützen wir auf Wunsch auch den weiteren Weg der Gründer“, sagt Ingeborg Weiß, Vorsitzende des Vereins mit Sitz am Freiligrathring.
Das Angebot nehmen wöchentlich etwa zwei bis drei Gründungswillige wahr. Es waren mal mehr. Zu der Zeit, als die Ich-AG und saftige Gründungszuschüsse lockten. Letztere wurden inzwischen zusammengestrichen, was Ende vergangenen Jahres noch mal für einen kleinen Schub bei potenziellen Gründern sorgte. „Die Boom-Zeit ist aber vorbei“, sagt Annette Noll-Thissen, Wirtschaftsprüferin, Steuerberaterin und Schatzmeisterin des Vereins. „Dafür kommen heute Menschen zu uns, die es mit ihrem Gründungsvorhaben sehr ernst meinen.“ Dennoch gründen nur rund zwei Drittel der Gesprächssuchenden tatsächlich später eine eigene Existenz. Und davon wiederum gibt etwa die Hälfte innerhalb der ersten zwei Jahre wieder auf. „Das hat aber nicht immer etwas mit eine Insolvenz zu tun. Manche gehen auch einfach wieder zurück in ein Angestelltenverhältnis. Ihre Idee der Selbstbestimmung aber geben sie dennoch auf.“
Die meisten Gründer sind älter als 40 Jahre und bringen bereits Erfahrung mit. Manchmal ist drohender oder tatsächlicher Personalabbau in Unternehmen der Antrieb, manchmal auch einfach der Wunsch nach Selbstverwirklichung. „Vermehrt kommen auch nebenberufliche Existenzgründungen vor“, sagt Ingeborg Weiß. „In sozialen Berufen ist der Arbeitsmarkt zurzeit recht schwierig, da qualifizieren sich viele zu Beratern weiter und versuchen sich selbstständig in diesen Bereichen.“ Einen großen Teil der Sprechstundenbesucher wollen im Softwarebereich gründen. „In Mode sind zurzeit Online-Shops.“
Wer sich vor der Gründung beraten lässt, hat schon viel richtig gemacht. Denn die Experten wissen ganz genau, worauf zu achten ist. „Ein klassischer Fehler ist es, den Markt nicht zu beobachten“, sagt Noll-Thissen. „Sich die Fragen zu stellen: Wird mein Produkt überhaupt benötigt? Wo sind die Kunden dafür? Wie komme ich an sie heran? Und: Warum hat das vor mir noch niemand gemacht?“ Doch auch andere Dinge werden oft vergessen: Dass neben der Krankenversicherung mindestens eine Halftpflicht- und eine Berufsunfähigkeitsversicherung benötigt werden. „Dann gibt es noch einige Versicherungen mehr, aber damit kann man sich in der Regel etwas länger Zeit lassen“, sagt Weiß, die viele Jahre Erfahrung aus eigenen Unternehmen mitbringt. „Außerdem vergessen viele, darüber nachzudenken, wie viel Arbeitszeit sie selbst denn einbringen können und wollen. Einen Kiosk oder ein Kaffee zum Beispiel kann ich nicht ohne Angestellte betreiben.“
Aus der Erfahrung heraus berichten beide Expertinnen, dass es mindestens ein bis zwei Jahre dauert, bis ein Geschäft ausreichend Kunden hat, es also „läuft“. „Bis dahin braucht man Durchhaltevermögen, Rückendeckung aus der Familie und den Willen, über Acht-Stunden-Tage hinauszudenken.“

Arbeitskreis
Gegründet als Initiative der Wirtschaftsförderer
Der Arbeitskreis Gründung und Innovation wurde 1996 als Initiative der Wirtschaftsförderung der Stadt Ratingen gegründet. 2006 folgte die Eintragung als Verein und damit die Unabhängigkeit.
Ehrenamtlich und damit für Interessenten kostenlos lädt der Arbeitskreis wöchentlich zu Sprechstunden ein: Alle zwei Wochen zu einem konkreten Thema, dazwischen zu allgemeinen Informationen und Fragen. Anmeldung unter 02102 993434.
www.ak-gruendung-und-innovation.de



Autor: Muelders -- 02.11.2018; 19:12:24 Uhr

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