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150822 Technik ist auch Frauensache

 

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Andrea Kusemann ist Personalchefin beim Automobilzulieferer Kiekert in Heiligenhaus. Sie macht sich stark für Frauen in technischen Berufen und initiierte eine weltweite Mitarbeiterbefragung, die im September bereits zum zweiten Mal läuft.

VON STEFAN MÜLDERS
HEILIGENHAUS Dass Andrea Kusemann als Frau eine Führungsposition im Personalmanagement – neudeutsch Human Resources (HR) – besetzt, ist nichts Ungewöhnliches: In diesem Bereich ist der Frauenanteil durchaus hoch. Anders sieht das bei den Menschen aus, für die sie (mit-)verantwortlich ist. Als Personalchefin bei Kiekert bewegt sie sich in einer stark technisch geprägten Branche mit eher geringem Anteil weiblich besetzter Führungspositionen. Auch auf der Facharbeiter-Ebene sieht das ähnlich aus.
„Ich glaube, es kommt bei der Eignung für bestimmte Stellen insgesamt weniger darauf an, ob jemand Mann oder Frau ist als vielmehr darauf, welche Persönlichkeit und welches Führungsverständnis er oder sie mitbringt“, sagt Kusemann. „Und da habe ich in beiden Geschlechtern schon beides gesehen.“ Dennoch setzt sie sich in ihrer Arbeit auch dafür ein, mehr Mädchen und Frauen für technische Berufe zu begeistern – und in der Stellenbesetzung bei Kiekert auch zu finden. „Kürzlich ist es uns gelungen, die Leitung des Programm Managements mit einer Mitarbeiterin zu besetzen – allerdings nicht, weil wir sie als weibliche Bewerberin ausgewählt haben, sondern weil sie sich im Assessment-Center durchsetzen konnte.“ Denn das sei das wichtigere Kriterium: Die Qualifikation für die Aufgabe. Die ebenfalls erst vor kurzem neu besetzten Leitungsfunktionen in Vertrieb und Entwicklung fielen Männern zu. „In technischen Berufen gibt es immer noch zu wenige Absolventinnen“, stellt Kusemann fest. So sei die weltweite Zusammenarbeit mit Hochschulen ein wichtiger Baustein für die Rekrutierung von Nachwuchskräften, aber der Anteil männlicher Studenten überwiege immer noch. Also setzt das Engagement  noch früher an: Zum Beispiel mit der Beteiligung am bundesweiten „Girl´s Day“, die Kiekert bereits seit vielen Jahren pflegt. Schülerinnen frühzeitig die Facetten der technischen Berufe aufzuzeigen, sei ein wichtiger Baustein, um den Frauenanteil langfristig erhöhen zu können. Ein genereller Fachkräftemangel ist bei Kiekert nicht zu beobachten: „Wir sind als Technologieführer bei automobilen Schließsystemen mit internationaler Ausrichtung durchaus beliebt unter den Ingenieuren und haben eine sehr geringe Fluktuation.“ Längere Mitarbeitersuche gebe es lediglich in absoluten Spezialbereichen.
Neben der Rekrutierung ist auch die Mitarbeiterbindung ein wichtiger Bestandteil der HR-Arbeit. „Wir sind sowohl für den Vorstandsvorsitzenden als auch für die Mitarbeiter am Band zuständig.“ Und diese Aufgabe nimmt Kusemann sehr ernst. Selbstverständlich kann sie nicht jedem Mitarbeiter auf der Welt persönlich und direkt zuhören, aber sie hat ein globales HR-Team und zudem ein Instrument gefunden, um gezielt Rückmeldungen von Mitarbeitern zu erhalten. Im Jahr 2013 wurde erstmals eine globale Mitarbeiterbefragung initiiert, die im Kern das „nachhaltige Engagement“, also die Identifikation mit dem Unternehmen, belegen sollte. Mit 82 Prozent Rücklaufquote erreichte Kiekert einen extrem hohen Wert. Die Ergebnisse und viele daraus resultierende Maßnahmen wurden intern veröffentlicht und kommunikativ begleitet. Das soll auch in der diesjährigen Befragung vom 7. bis 25. September so sein. Kusemann hofft, dass in den Antworten der Einsatz in Sachen Unternehmensentwicklung „honoriert“ wird, die Mitarbeiter die Verbesserungen unter anderem beim Schulungsangebot und in der Personalentwicklung bemerken konnten. Als zusätzlichen Anreiz spendet Kiekert pro ausgefülltem Fragebogen etwa drei Euro für soziale Zwecke an den jeweiligen Standorten weltweit. In Heiligenhaus kommt das Geld der Asylunterkunft zugute. 2013 wurde die inklusive Kindertagesstätte in Heiligenhaus mit der Ausstattung eines Mehrzweckraumes unterstützt.

ZUR PERSON
Juristin mit Chinesisch-Kenntnissen
Andrea Kusemann hat nicht den klassischen Weg einer Personalerin beschritten. Zunächst studierte sie einige Zeit Chinesisch, wechselte dann aber auf Jura. „Das erste Studium war zwar nicht das Richtige für mich, aber ist hier bei Kiekert durchaus hilfreich“, sagt sie. Nach ersten Berufserfahrungen im Arbeitgeberverband der Metall- und Elektroindustrie wechselte Andrea Kusemann auf die Unternehmensseite und durchlief mehrere Stationen, in denen sie sich als Personalfachfrau immer weiter entwickeln konnte. Vor drei Jahren kam sie zu Kiekert und ist dort Personalchefin für alle weltweiten Standorte.



Autor: Muelders -- 03.11.2018; 22:22:18 Uhr

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