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130429 Kalk im Trinkwasser – Segen und Last

 

130429 ME Kalk im Trinkwasser – Segen und Last

 

Das Trinkwasser in Mitte und Homberg belastet technische Geräte. Für den Körper sind die Mineralstoffe aber gut.
VON STEFAN MÜLDERS
RATINGEN Bürger in Ratingen, zumindest die in Mitte und Homberg können den Kalkgehalt im Trinkwasser an ihren Haushaltsgeräten erkennen: Wasserkocher, Kaffeemaschine und andere erhitzende Geräte weisen schnell weiße Rückstände auf und müssen entkalkt werden. Ein ärgerlicher Umstand, den Hans-Horst Sprenger von den Stadtwerken Ratingen, privat selbst von diesen Umständen betroffen, nicht tragisch findet: „Die Geräte mögen das nicht ungedingt, aber für den Körper ist das mineralstoffhaltige Wasser sogar gut.“ In dem Trinkwasser, dass für die beiden Teile von Ratingen aus den Kalkklüften des Bergischen Landes gewonnen wird, seien zahlreiche wichtige Mineralien enthalten. Die Geräte müssten allerdings tatsächlich öfter entkalkt werden als in anderen Regionen Deutschlands.
Oder, um nicht ganz so weit in die Ferne zu schweifen, als in Lintorf, Hösel, Breitscheid und Eggerscheidt. Dort nämlich wird aufbereitetes Wasser aus der Ruhr getrunken, das von den Rheinisch Westfälischen Wasserwerken (RWW) geliefert wird. Hier lag der Härtegrad zwischen 8,6 (Lintorf) und 8,4, während er in Mitte 16,9 und in Homberg sogar 20,8 betrug. „Im Wasserwerk an der Broichhofstraße können wir das ankommende Wasser noch weiter filtrieren und damit etwas enthärten“, sagt Sprenger. Für den Versorgungsbereich Homberg sei das aber nicht möglich, weil die entsprechende Infrastruktur fehle, also technische Geräte und Leitungen. „Eine Enthärtung wäre für diesen Bereich wirtschaftlich nicht zu verantworten.“
Filteranlagen zur Enthärtung des Wassers seien für Privathaushalte, die unbedingt weicheres Wasser haben wollen, zwar durchaus eine gute Alternative, aber in den Kosten nicht zu unterschätzen. „Die sind in der Anschaffung schon nicht billig und bedürfen dann einer regelmäßigen Wartung“, weiß Sprenger. „Sonst kann es von der einfachen Unwirksamkeit bis hin zu Problemen mit der Hygiene kommen.“ Sanitärfachbetriebe haben hier verschiedene Entkalkungs- oder Enthärtungsanlagen im Angebot. Welche geeignet ist, richtet sich zum Beispiel nach der Größe des Hauses und der Anzahl der Bewohner. Die Anschaffungskosten für ein Einfamilienhaushalt liegen zwischen 2 000 und 4 000 Euro. Anschließend muss die Anlage jährlich gewartet werden, Salz wird ständig benötigt und muss bei Bedarf nachgefüllt werden.
Susanne Berger von der Verbraucherzentrale in Ratingen rät sogar davon ab, das Wasser zu enthärten und benutzt dazu die gleichen Argumente wie die Stadtwerke: „Das Ratinger Trinkwasser hat eine gute Qualität, Kalk ist für den Körper ja nicht schädlich. Im Gegenteil: Werden Calcium- und Magnesium-Ionen rausgefiltert, kann es sogar zu Mangelerscheinungen kommen.“
Geräte, die Wasser erhitzen, finden kalkhaltiges Wasser hingegen gar nicht gut. Je dicker die Kalkschicht zum Beispiel in Wasserkochern oder Kaffeemaschinen wird, desto mehr Energie verbrauchen die Geräte auch. Daher rät Philip Heldt, Umweltberater der Verbraucherzentrale: „Sobald eine Kalkschicht sichtbar wird, sollte man zum Entkalker greifen.“ Bei Haushaltsgeräten empfiehlt Heldt eher die Zitronen- als die Essigsäure. „Sie wirken zwar beide gut, aber Essig hat einen stärkeren Eigengeschmack, der länger nachwirkt. Außerdem könnte er Metall mit aus den Heizstäben herauslösen.“ Auch Perlatoren lassen sich mit Zitronensäure gut reinigen. Das Putzen von Bädern mit Essigsäure sei hingegen kein Problem, „wenn der Geruch nicht stört“.
Etwas schwieriger wird es bei Waschmaschinen, denn hier lässt sich schlecht hinter die Trommel blicken. „Aber in den meisten Haushalten ist das kein Problem, da Waschmittel schon Enthärter enthalten. Eine Dosierungsanleitung findet sich in er Regel auf den Verpackungen.“ Allerdings sollte nach Ansicht von Philip Heldt ab einer Härte von drei – also für das gesamte Ratinger Stadtgebiet zutreffend – ein zusätzlicher Enthärter verwendet werden. Spülmaschinen hingegen haben mit hartem Wasser kein Problem: Sie haben einen Ionentauscher direkt mit eingebaut. Nur für ausreichend Salz sollte der Benutzer sorgen.

TRINKWASSER
Zwei Versorger im Ratinger Stadtgebiet
In Ratingen werden nach Angaben der Stadtwerke jährlich rund sechs Millionen Kubikmeter Trinkwasser gefördert. Während Ratingen Mitte und Homberg über eigene Brunnen versorgt werden, erfolgt die Belieferung der Stadtteile Lintorf (Netz-Übernahme 2005), Hösel, Eggerscheidt und Breitscheid (2008) durch die Rheinisch Westfälischen Wasserwerke (RWW).
Der durchschnittliche Tagesbedarf für Ratingen und Homberg beträgt rund 8 000 Kubikmeter. Der Hochbehälter auf der Homberger Straße deckt mit seinem Fassungsvermögen von etwa 10 000 Kubikmetern den Tagesbedarf von Ratingen ab.



Autor: Muelders -- 06.01.2014; 23:15:30 Uhr

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