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130415 Malerfamilie mit 50 Jahren Tradition

 

Am 1. April 1963 öffnete Hugo Bohn seinen Handwerksbetrieb. Heute führt Sohn Markus das Lebenswerk weiter.
Von Stefan Mülders
Ratingen Da waren die ehrenamtlichen Herren aus Innung und Fachschaft schon ein wenig außer Puste Anfang April, als sie die drei langgezogenen Etagen des Altbaus an der Poststraße hinter sich gebracht hatten. Hugo Bohn geht sie mit seinen 75 Jahren täglich mehrfach – noch. Denn der Maler und Lackierer, seit Herbst vergangenen Jahres mit goldenem Meisterbrief ausgestattet, und seine Frau Gertrud werden ihre Wohnung nach 48 Jahren bald verlassen. Zwei Etagen tiefer ziehen. „Hast du Renovierung denn schon ausgeschrieben? Ich gebe die üblichen vier Prozent plus drei Skonto.“ Untereinander zu scherzen ist gerade bei Anlässe wie diesen sehr beliebt unter den Konkurrenten, die sich eigentlich viel mehr als Kollegen verstehen.
Vor 50 Jahren, am 1. April 1963 hatte Bohn gemeinsam mit einem damaligen Freund seine Firma gegründet. Dieses Ereignis wurde in seiner Privatwohnung gefeiert und mit einer Ehrenurkunde der Kreishandwerkerschaft geehrt. „Die Zeiten waren damals nicht einfach“, erinnert sich Hugo Bohn. „Nach zehn Jahren musste ich noch mal ganz von vorne anfangen, weil mein Kompagnon sich aus familiären und gesundheitlichen Gründen zurückgezogen hatte.“ Doch Bohn schlug sich durch, hatte immer drei bis vier Gesellen und bildete alle drei Jahre einen neuen Lehrling aus.
Damals wurden die Produkte alle noch selbst hergestellt und angemischt. Gips, Kreide, Trockenfarben und Leim waren übliche Werkstoffe. Über die Jahre hat Bohn viele unterschiedliche Produkte kommen und gehen sehen. Selbst Verglasungen gehörten damals noch zu den Tätigkeiten eines Malers und Lackierers. Tapeten waren bemustert, beschichtet oder strukturiert – und werden heute „geprägt von modernen Designer wie Harald Glööckler, Karim Rashid oder Barbara Becker“, wie Obermeister Ralf Heinz Weber in seiner Ansprache erwähnte. Doch die Entwicklung der Produkte ist in den Augen von Hugo Bohn, der 1952 seine Lehre begann, gar nicht mal die größte Veränderung in den 50 Jahren. Die Klientel entwickelte sich immer mehr weg vom „normalen“ Privatkunden. „Früher haben wir noch viele kleine Zimmerchen bei Frau Müller und Frau Meier gemacht. Heute sind das höchstens noch Frau Dr. Meier und Frau Dr. Müller.“ Solche privaten Kunden also, die ein wenig mehr Geld auf der hohen Kante haben. Dafür hat sich aber das Geschäft verstärkt zu gewerblichen Kunden hin verlagert – was wohl auch mit einer Veränderung auf Vermietermarkt zu tun hat.
Die Tradition des Vaters setzt auch Markus Bohn, der den Betrieb 1996 übernahm, nachdem er zuvor drei Jahre lang angestellt war, fort. Immer noch bildet er regelmäßig aus, hat inzwischen aber acht Gesellen in seinem Team. Einer von ihnen stammt noch aus der Zeit des Neuanfangs und ist in diesem Jahr 40 Jahre im Betrieb. Bohn junior selbst hatte seine Ausbildung in einem anderen Malerbetrieb gemacht. „Aber schon während der Lehre hatte ich den Traum, mal den väterlichen Betrieb zu leiten.“ Neben der Kundschaft hat sich für den 44-Jährigen auch die Art der Werbung verändert. „Mund-zu-Mund-Propaganda ist zwar immer noch das Wichtigste, aber man kann sich heutzutage auch dem Internet nicht verschließen.“ So gibt es unter www.malermeister-bohn.de eine eigene Website und seit kurzem auch eine Facebook-Seite. „Die eigene Seite benutzen wir überwiegend für die allgemeinen Informationen, Facebook dient eher der Darstellung als Arbeitgeber.“
Ob sein eigener Sohn, der 14-jährige Robin, die Tradition fortsetzen wird, ist noch unklar. Ein erstes Praktikum sorgte zumindest nicht für vollständige Ablehnung, aber bis zur endgültigen Berufsfindung hat er noch Zeit. Die ein Jahr jüngere Schwester Melissa allerdings lehnt ab: sie will lieber studieren und Fotografin werden.

MALERFACHSCHAFT
Unter Konkurrenten Freunde finden
Fast 70 Maler und Lackierer sind in der Ratinger Malerfachschaft organisiert. Ab 1951 hatten sich Malerbetriebe zu einem losen Zusammenschluss gefunden, seit 1966 besteht die Fachschaft in ihrer heutigen Form.
Ziel ist der Erfahrungsaustausch, fachliche Probleme gemeinsam zu lösen und trotz grundsätzlicher Konkurrenzsituation Freundschaften zu bilden.
malerfachschaft-ratingen.de



Autor: Muelders -- 06.01.2014; 23:23:47 Uhr

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