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INTERVIEW GERD SPIECKER
Wildtiere im Wald: Bitte nicht füttern!
KREISMETTMANN Als Vorsitzender der Kreisjägerschaft Düsseldorf/ Mettmann kennt sich Gerd Spiecker mit Wald und Wild aus. Im Winter kann es mal eng werden mit dem Futter, dennoch sollte niemand in guter Absicht einfach so Nahrung im Wald verteilen. Auch sonst gibt es ein paar Regeln, an die man sich in der Natur halten sollte. Herr Spiecker, im April legen die angehenden Jäger in NRW ihre Prüfung ab. Wie sieht es bei Ihnen in der Kreisjägerschaft Düsseldorf/Mettmann mit dem Nachwuchs aus?
SPIECKER Die drei Kurse in unserem Kreis sind nur mittelmäßig besetzt. Das könnte auch daran liegen, dass das Angebot inzwischen sehr vielfältig ist und unsere Ausbildung von Oktober bis April recht lange dauert. Da nehmen einige Interessenten lieber Crash-Kurse anderer Anbieter wahr. Aber dabei gibt es Qualitätsverluste, und derartige Lehrgänge sind zumindest in Nordrhein-Westfalen nicht prüfungsfähig, denn sie können die Prüfung nur bei der für den Wohnort zuständigen Jagdbehörde ablegen.
Anderswo aber schon?
SPIECKER Das ist durchaus möglich. Wir haben in Deutschland zwar einen bundeseinheitlichen Jagdschein, aber keine einheitlichen Prüfungsbedingungen. Das kritisieren wir schon länger, aber mehr als Appelle an die Länder sind nicht möglich.
Dort setzt auch die Kritik der „Kommunikationsinitiative Natürlich Jagd“ an, die einen Zerfall des deutschen Jagdgesetzes befürchtet…
SPIECKER Ja, das ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Wir haben ein gutes Bundesjagdgesetz, aber zurzeit versuchen viele Länder, sich eigene Gesetze zu geben. Dazu zählt auch NRW. In einige Ländergesetze sollen sämtliche Bundesregeln einfließen, da besteht natürlich gewisser Handlungsspielraum. Aber wir stehen in gutem Kontakt zum Ministerium von Johannes Remmel. Es existiert allerdings noch kein Eckpunktepapier, so kursieren zurzeit nur viele Standpunkte der einzelnen Initiativen und Verbände.
Gibt es denn konkrete Befürchtungen einer Verschlechterung?
SPIECKER Für uns wäre es ein Problem, wenn bestimmte Tiere aus dem Jagdkatalog gestrichen werden, nur weil sie zurzeit nicht bejagt werden. Die Streichung aus dem Katalog hätte nämlich auch Auswirkungen auf die Hege. Greifvögel zum Beispiel haben ganzjährig Schonzeit. Die Jäger aber kümmern sich um Futter und Nistplätze und diese Aufgabe müsste dann anders verteilt werden.
Können Tierfreunde denn beim Füttern behilflich sein, zum Beispiel Kartoffelreste oder Ähnliches im Wald auslegen?
SPIECKER Das bitte auf keinen Fall, es gibt sogar ein Futterverbot. Mal abgesehen davon, dass wir fürs Wild in diesem Winter noch keine Notlage hatten – der Boden war noch nicht dauerhaft gefroren und unter dem Schnee lässt sich noch ausreichend Nahrung aufstöbern – benötigen die Rehe während ihrer Winterruhe weniger Futter. Ein paar Beeren zum Beispiel reichen aus, ansonsten leben sie von ihren Fettreserven. Aber Ruhe ist hier das entscheidende Kriterium. Leider stören schon Spaziergänger im Schnee diese nötige Ruhe häufig. Durch den starken Kontrast zum weißen Untergrund werden die Tiere deutlich schneller aufgescheucht. Daher geben wir die Empfehlung, unbedingt auf den vorgesehenen Wegen zu bleiben.
Was ist mit Hunden? Sind die ein Problem in den Wäldern?
SPIECKER Das werden sie erst, wenn sie nicht angeleint sind und herum streunen können. Aber in der Regel können wir uns bei den meisten Hundebesitzern nicht beschweren, die verhalten sich überwiegend rücksichtsvoll und diszipliniert. Es gibt nur wenige Ausnahmen.
Was ist, wenn es streunende, herrenlose Hunde gibt? Dürfen Jäger auf diese schießen?
SPIECKER Das darf nur im äußersten Notfall passieren. Der Jäger ist dazu berechtigt, wenn der Hund ein Stück Wild hetzt und eventuell reißt. Wirkungsvoller ist ein ordnungsbehördliches Vorgehen gegen einen uneinsichtigen Halter.
Sind Wildunfälle im Kreis Mettmann ein Problem?
SPIECKER Durch die vielen Straßen im Kreisgebiet sind Wildunfälle sogar ein großes Thema für uns. Nach Polizeiangaben wurden allein im Kreis Mettmann 2012 über 100 Wildtiere in Autounfälle verwickelt. Droht ein Zusammenstoß, sollten Autofahrer auf keinen Fall hektische Lenkbewegungen machen. Das Auto oder sogar das eigene Leben sollte man nicht riskieren, es ist besser, eine Kollision in Kauf zu nehmen. Wo ein Reh auftaucht, ist meistens mindestens auch ein zweites. Tempo reduzieren und Licht abblenden ist dann wichtig. Rehe sind sehr lichtempfindlich und bleiben umgehend stehen, wenn sie geblendet werden. Sie sehen dann nichts mehr.
Wie verhält sich jemand richtig, der ein wildes Tier angefahren hat?
SPIECKER Nach einer Kollision sollte die Polizei gerufen werden. Die nimmt den Unfall auf, was für die Versicherung wichtig ist und kennt in der Regel den zuständigen Jäger. Auf keinen Fall darf man ein verunglücktes Wild mitnehmen, das ist Diebstahl. Für einen angefahrenen Hasen muss man nicht die Polizei rufen, wenn kein Schaden am Auto entstanden ist.
STEFAN MÜLDERS STELLTE DIE FRAGEN

 

NÜTZLICH
Informationsblätter geben hilfreiche Tipps
Die Internetseite der Kreisjägerschaft bietet zahlreiche Tipps zum richtigen Verhalten in der Natur. Die meisten davon sind auch als Faltblätter erschienen. Darunter sind „Mit dem Hund durch die Natur“, der Ratgeber bei Wildunfällen „Besser langsam als Wild“, „Marder in Haus und Auto“ oder „Hier ist unser Zuhause“. www.jaegerschaft-d-me.de.



Autor: Muelders -- 04.01.2014; 23:06:34 Uhr

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