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Wuppertaler Erfolgsgeschichte auf den Südhöhen

Autor: muelders 24.12.2018

181224 Heimvorteil - W-tec

Das Technologiezentrum W-tec ist seit seiner Neukonzeptionierung ab 2001 kontinuierlich gewachsen und hat schon vielen Start-Ups und Existenzgründern auf die Sprünge geholfen. Seit 14 Jahren kommt der Gewerbepark in den ehemaligen Kasernengebäuden ohne Zuschüsse aus.

VON STEFAN MÜLDERS

WUPPERTAL Als das Technologiezentrum W-tec zu Beginn der 1990er Jahre gegründet wurde, war es noch in einem recht kleinen Rahmen geplant. Der ehemalige IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Horst Jordan hatte seinerzeit die Idee, universitäre Forschung und angeschlossenes Gewerbe auf einem gemeinsamen Areal zu vereinen. Dass die Idee nicht ganz erfolgreich wurde, war vor allem der recht kleinen Branche-Nische geschuldet, in dem das damalige Produkt zu finden war. Darauf wurde W-tec neu gedacht und Anfang des Jahrtausends für alle Branchen geöffnet. Seither ist es Heimat für zahlreiche Existenzgründer, Start-Ups und innovative Technologie-Firmen.
„Wir haben zwar eine hohe Fluktuation mit rund 60 Ein- und Auszügen pro Jahr, aber das ist durchaus auch genauso gewollt", sagt W-tec-Geschäftsführer Dr. Martin Hebler. Seit 2003 verantwortet er die Erfolgsgeschichte auf den Wuppertaler Südhöhen. „Wir bieten Existenzgründern eine Basis für ihren geschäftlichen Erfolg. Da ist es ganz normal, dass diese entweder so erfolgreich sind, dass sie expandieren und ausziehen oder nach einiger Zeit ihre Idee nicht weiterführen können." Selbstverständlich sieht Hebler lieber die Durchstarter, weint aber auch ihnen sinnbildlich immer eine Träne nach, wenn sie die ehemaligen Kasernengebäude wieder verlassen. „So haben wir aber auch immer Platz für neue Interessenten, unsere Auslastung liegt bei rund 95 Prozent." Abgewiesen habe man noch niemanden.

Innovative Gründer

Noch in diesem Jahr habe man eine Expansion miterleben dürfen, die in dieser Geschwindigkeit nicht zu erwarten war. Die B/R/K Vertriebs GmbH hat zwar in Entwicklung, Import und Vertrieb von Kochsystemen und Küchenaccessoires bereits eine mehr als 100-jährige Tradition, startete mit der Produktion von hochwertigen Schnellkochtöpfen speziell für den asiatischen Markt noch mal neu durch und war dafür in das Technologiezentrum W-tec eingezogen. Der Absatz war aber innerhalb kurzer Zeit mehr als dreimal so hoch wie ursprünglich erwartet und damit der Raum im neuen Hallenkomplex bereits zu klein. Ein anderes Beispiel ist das Institut für Qualitäts- und Zuverlässigkeitsmanagement (IQZ). „Das IQZ ist ein Paradebeispiel für eine Ausgründung aus einem universitären Forschungsprojekt", sagt Hebler. Gemeinsam mit ihrem Professor vom Lehrstuhl für Sicherheitstheorie und Verkehrstechnik, Dr. Arno Meyna, gründeten Dr. Andreas Braasch, Dr. Marco Schlummer und Dr. Dirk Althaus das Unternehmen, das für nachhaltige Prozesse und Produkte sorgt – insbesondere in der Automobilzuliefererindustrie. „Namhafte Automobilhersteller in Deutschland haben die Software IQZ zum Standard für das Qualitätsmanagement ihrer Zulieferer gemacht. Auch in der Luftfahrtindustrie ist das Wuppertaler Start-Up inzwischen vertreten", weiß Hebler.

Permanentes Wachstum

Das Technologiezentrum konnte nach seiner Neuorientierung kontinuierlich wachsen. Immer neue Gebäude wurden hinzugekauft, sodass inzwischen fünf Häuser und ein Hallenkomplex das Gesamtvolumen bilden. 270 ansässige Firmen verteilen sich auf 22.000 Quadratmeter bewirtschaftete Fläche, darunter Büros, Konferenzräume, ein Coworking-Space, Lagerflächen und Kellerräume. Besonders stolz ist Martin Hebler darauf, dass W-tec bereits zwei Jahre nach dem Umzug auf das Kasernengelände ohne Zuschüsse auskam und das bis heute so geblieben ist. „Die meisten Technologiezentren in Deutschland benötigen Zuschüsse, um ihre kostenloses Beratungsangebot aufrecht erhalten zu können. Wir können dank der Größe unseres Geländes und der hohen Auslastung auch dieses Beratungsangebot vollständig aus den Mieteinnahmen mitfinanzieren." Und die sind so ausgelegt, dass sich Existenzgründer diese auch leisten können - angefangen bei 25 Euro pro Woche im Coworking-Space.
Neueste Errungenschaft ist seit November dieses Jahres das „TECLAB". Beheimatet im Innovationslabor „Freiraum" der Bergischen Universität im Arrenberg soll es mit vier CAD-Arbeitsplätzen Studierende und Unternehmen gemeinsam an neuen Projekten arbeiten lassen. Workshops sollen derzeit dafür sorgen, dass das Labor bekannt wird und im kommenden Jahr zweckdienlich genutzt wird.

Förderung von Technologie und Existenzgründungen

Das Technologiezentrum Wuppertal wurde bereits 1992, damals noch an einem anderen Standort, gegründet. Ziel war seinerzeit die Etablierung eines innovativen Forschungsprojekts der Bergischen Universität mit Ansiedlung von Firmen, die mit dem Produkt direkt zu tun hatten. 2001 wurde durch den damaligen W-tec-Geschäftsführer und heutigen Leiter der Wirtschaftsförderung, Dr. Rolf Volmerig, ein neues Konzept auf den Weg gebracht, das von seinem Nachfolger Dr. Martin Hebler umgesetzt wurde. Strategisch ging es dabei um die Öffnung für alle Branchen, insbesondere die Förderung von Existenzgründern und technologienahen Unternehmen. In den Gebäuden der ehemaligen Kaserne, die erstmals 2003 in Teilen bezogen werden konnten, ließ sich das perfekt umsetzen. Anteilseigner sind zu 50 Prozent die Wirtschaftsförderung der Stadt Wuppertal und zu 50 Prozent verschiedene Unternehmen aus dem Stadtgebiet. Deren Zusammensetzung hat sich im Laufe der Jahre mehrfach geändert, was in erster Linie auf Veränderungen der gesellschaftlichen Verhältnisse innerhalb der Firmen zurückzuführen ist. Darüber hinaus existiert ein Förderverein, in dem weitere Firmen Mitglied sind.

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